Depression mindert Lebensqualität


Vereinsvorsitzender Dr. Reinhard Hunold begrüßte rund 120 Besucher in der Attendorner Stadthalle zum Thema "Depression und Trauer in der Palliativmedizin"
Vereinsvorsitzender Dr. Reinhard Hunold begrüßte rund 120 Besucher in der Attendorner Stadthalle zum Thema “Depression und Trauer in der Palliativmedizin”

„Ich hätte noch Stunden zuhören können“ oder „Viel zu kurz“ waren am vergangenen Mittwoch die Reaktionen der rund 120 Besucher in der Attendorner Stadthalle zum Vortrag “Depression und Trauer in der Palliativmedizin”. Auf Einladung des Vereins PalliativNetz Kreis Olpe referierte der renommierte Palliativmediziner und Psychiater Dr. Jörg Eisentraut aus Lünen/Westfalen. Und Dr. Eisentraut wusste das Publikum in seinen Bann zu ziehen und zu begeistern. Dabei hatte er mit seinem Thema

auf den ersten Blick schwere Kost im Gepäck.

Dr. Eisentraut verstand es jedoch gekonnt, das Publikum auf die thematisch schwierige Reise mitzunehmen und in zwei Stunden sprichwörtlich zu begeistern. Neben vielen Beispielen aus der Praxis konnte der Palliativmediziner und Psychiater eine Menge Hinweise für Angehörige und Betroffene geben. Eine der wichtigsten Botschaften des Abends: eine Depression in den letzten Wochen des Lebens kann die Lebensqualität viel stärker beeinflussen als die unheilbare Erkrankung selbst. „Man fragt sich doch, ob eine Depression bei absehbarem Ableben des Patienten nicht ganz natürlich ist. Ich gebe zu bedenken, dass es einen Unterschied zwischen Trauer und Depression gibt. Die Depression ist definitiv behandlungsbedürftig und erhöht nach erfolgreicher Behandlung die Lebensqualität in den letzten Wochen. Das ist auch ein Stück weit das Grundverständnis der Palliativmedizin. Mehr Lebensqualität für den unheilbar Erkrankten.“

Depression ist stille Erkrankung

Dr. Eisentraut verstand es, die Besucher in dem komplexen Thema mitzunehmen..
Dr. Eisentraut verstand es, die Besucher in dem komplexen Thema mitzunehmen..

Immerhin leiden 45% aller unheilbar Erkrankten an einer Depression. In der Diagnostik sei es besonders schwierig, die Depression von der Trauer abzugrenzen. „Die Depression ist eine stille Erkrankung. Patienten ziehen sich zurück, isolieren sich. Als Folge werden rund 50 % aller Depressionen spät erkannt.“ Dr. Eisentraut beschrieb die Symptome einer Depression im Kern als depressive Verstimmung, dem Syndrom der „-Losigkeit“ (z. B. Freudlosigkeit, Antriebslosigkeit, Schlaflosigkeit) einhergehend mit schneller Ermüdbarkeit und Aktivitätseinschränkungen. Je nach Ausprägung der Depression gebe es unterschiedliche Therapiemöglichkeiten. Neben Bewegung, Entspannung oder auch Licht bekomme man Depressionen häufig mit einer medikamentösen Behandlung gut in den Griff. Ergänzend sei die Psychotherapie zu nennen. Hier bedürfe es einer empathischen Haltung und inneren Offenheit von beiden Seiten.

Trauer und Depression

Anschließende Diskussion im Plenum.
Anschließende Diskussion im Plenum.

Zum Ende seines Vortrags veranschaulichte Dr. Eisentraut mit zwei Einspielern wie berühmte

Künstler einen Verlust verarbeitet hätten. „Tears in heaven“, das Eric Clapton für seinen tragisch verunglückten Sohn geschrieben hat, sowie „Der Weg“, das Herbert Grönemeyer für seine an Brustkrebs verstorbene Frau schrieb, bewegten das Publikum. An diesen Songtexten ließe sich schön Trauer von Depression abgrenzen. „In der Trauer ist die Welt arm und leer geworden. In der Depression ist das Ich arm und leer geworden.“

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