Spiritualität kann Selbstbestimmtheit in der letzten Lebensphase stärken
In diesem Jahr veranstalteten der Verein PalliativNetz Kreis Olpe und das St. Elisabeth-Hospiz das gemeinsame Hospiz- und Palliativforum in Olpe. Das Kreishaus war mit 120 Besuchern gut gefüllt. Referent Prof. Dr. Traugott Roser von der Uni Münster verstand es mit seinem Vortrag sämtliche Besucher zu fesseln und ließ die rund zwei Stunden wie im Flug vergehen. Besonders beeindruckte der renommierte Seelsorger mit langjähriger Erfahrung in Palliative Care durch die klare Sichtweise und Schilderung von ethischen Grundsätzen in Bezug auf ein selbstbestimmtes Leben bis zuletzt.
Dr. Reinhard Hunold, Vorsitzender des PalliativNetz Kreis Olpe e. V. begrüßte die Besucher im Olper Kreishaus und freute sich, dass Prof. Dr. Traugott Roser von der Universität Münster das Hospiz- und Palliativforum mit seinem Vortrag bereicherte. Dieser eröffnete seinen Vortrag mit den Worten: „Ich bin evangelischer Pfarrer und kann stundenlang predigen. Bitte geben Sie mir ein Zeichen, wenn ich abschweife.“ Damit sorgte er für Schmunzeln und verdiente sich Sympathiepunkte beim Publikum. Ein Zeichen gab es während der rund zwei Stunden aus dem Auditorium jedoch nicht. Zu bewegend, spannend und aufschlussreich war der Vortrag des Theologen, Wissenschaftlers und Seelsorgers, der auch große praktische Erfahrung mit der palliativmedizinischen Betreuung von Patienten aus seiner Zeit als Seelsorger auf einer Palliativstation in München hat.
Den Einstieg in das Thema Spiritualität fand Prof. Dr. Roser über kurze Abhandlungen von Filmen über Grenzerfahrungen am Ende des Lebens. Anhand der Filme machte Prof. Dr. Roser deutlich, wie wichtig selbstbestimmtes Leben bis zum Lebensende für den Patienten sei. Diese Dramen zeigen aber zugleich, auf wie vielen Ebenen und wie komplex die Frage sei, wie man mit dem Leiden eines geliebten Menschen umgeht. Der Schlüssel in vielen Situationen, die er erlebt habe, sei die Kommunikation und insbesondere die Abstimmung aller an der Betreuung von Palliativpatienten Beteiligten. „Die Verständigung auf ein gemeinsames, aber auch erreichbares Ziel ist elementar, um als Mediziner, Pflegekraft, Seelsorger oder Sozialarbeiter dem Patienten größtmögliche Selbstbestimmtheit zuteilwerden zu lassen und die Angehörigen im Sinne des Patienten bestmöglich in den Krankheitsverlauf mit einzubeziehen. Das Ziel der Beratung in solchen Situationen müsse es sein, die Selbstbestimmung des Patienten zu stärken, Entscheidungswege zu überprüfen und multiprofessionell zu agieren. Die Seelsorge spiele dabei auf allen Ebenen eine wichtige Rolle.
Prof. Roser erläuterte die Hauptmerkmale von Spiritualität. Sinnsuche: die Suche nach einem Sinn und einem Ziel im Leben, Selbsttranszendenz: mit seinem inneren Selbst verbunden sein; Glaube an sich selbst: innerer Frieden, Gemeinschaft: mit sich selbst, mit anderen, der Familie und Freunden, mit Gott, der Natur oder der Umwelt, oder dem Universum; erfüllt sein, nicht allein sein.
Gefühlter Existenzverlust ist Leiden, das durch Schmerzen verstärkt wahrgenommen wird und als Gefahr für die Integrität der Persönlichkeit empfunden wird.
Daher ist eine konsequente palliativmedizinische Behandlung Voraussetzung für ethische Beratungen am Lebensende.
Diese Beratungen müssen die rechtlichen Vorgaben berücksichtigen und auf das moralische Handeln von Betroffenen, Angehörigen und Begleitenden abstellen. Spirituelle und religiöse Aspekte sind immer Bestandteil der Beratungen.
In der Begleitung kommt es oft erstmals zu einer Bestimmung der individuellen Spiritualität. Spirituelles Wohlbefinden kann Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit und damit den Wunsch nach beschleunigtem Tod und Suizid reduzieren.