10 Jahre PalliativNetz: Großteil der Palliativpatienten versterben Zuhause


In diesem Jahr beging der PalliativNetz Kreis Olpe e. V. sein 10-jähriges Bestehen. Anlässlich des Jubiläums sprachen jetzt im mit rund 100 Besuchern gut gefüllten Altenhundemer Ratssaal Dr. Reinhard Hunold, Vorsitzender des Vereins und Dr. Jörg Eisentraut, Palliativmediziner aus Lünen.

Dr. Reinhard Hunold berichtete über die erreichten Ziele nach 10 Jahre Versorgung von Palliativpatienten im PalliativNetz Kreis Olpe. In seinem Vortrag zeigte Dr. Hunold auf, wie sich diese strukturellen Veränderungen auf die Sterbeorte der im PalliativNetz Kreis Olpe eingeschriebenen Palliativpatienten von 2012 – 2022 ausgewirkt haben.

Gegenübergestellt wurden aufgrund fehlender Zahlen für den Kreis Olpe die Veränderungen der Sterbeorte in der Zeit von 2001 – 2011 im Münsterland, die im Deutschen Ärzteblatt veröffentlicht wurden. Dort starben 2001 58 % und 2011 51 % der Patienten im Krankenhaus, im Hospiz starben 2% gegenüber 5%, in den Pflegeheimen waren es 2001 12 % und 2011 19%, Zuhause starben 2001 28% und 2011 23 %.

Struktur im Kreis Olpe begünstigt Betreuung im häuslichen Umfeld

Die Sterbeorte von 3745 im PalliativNetz Kreis Olpe von 2012 – 2022 versorgten Patienten unterscheiden sich deutlich von diesen Zahlen. Nur 4,7% der Patienten verstarben auf der Station im Krankenhaus, 3,7 % auf der Palliativstation, bei 10,4% war das Hospiz der Sterbeort, 33% starben im Pflegeheim und 48% der Palliativpatienten starben Zuhause. Dies ist eine bundesweite Entwicklung, die mit dem gesetzlichen Anspruch der Versicherten auf spezielle ambulante Palliativversorgung (SAPV) 2007 begann. In den Regionen mit SAPV hat sich entsprechend dem Wunsch der Patienten der Anteil Sterbeort Krankenhaus verringert. Das Ziel des PalliativNetz im Kreis Olpe e. V., möglichst vielen Palliativpatienten ein Sterben in häuslicher Umgebung zu ermöglichen, konnte durch die gute Zusammenarbeit aller Beteiligten erreicht werden.

Fasst man Zuhause, Pflegeheim und Hospiz als gewählte Sterbeorte zusammen, konnte dies bei über 90% der Patienten ermöglicht werden.

Wie von anderen auch berichtet, besteht dabei ein Zusammenhang zwischen häuslichem Sterben und spezieller ambulanter Palliativversorgung mit Einsätzen in der Nacht und an Wochenenden.

Palliativversorgung bedeutet auch Belastung für Pflegende

„Burnout“, das Gefühl des „ausgebrannt“ seins, der tiefen, anhaltenden Erschöpfung und Ermüdung, ist leider nicht nur ein durch berufliche Überforderung weit verbreitetes, aktuelles Lebensgefühl. Auch private Belastungen wie Konflikte, Pflege oder schwere Krankheit können die Lebenskräfte aufzehren bis hin zu Depressionen, Angststörungen, Schlaflosigkeit, Schmerzen und Suchtverhalten.

Dr. Eisentraut zeigte in seinem Vortrag neben möglichen Ursachen Anregungen zu einer inneren Haltungsänderung auf, die es ermöglichen, auch auf lange Sicht mit den persönlichen Ressourcen so achtsam umzugehen, dass die Freude an den eigenen Aufgaben erhalten bleibt und wir gleichzeitig unser Lebensglück gestalten, wir also wieder zu einer gesunden erfüllenden Lebensgestaltung finden.

„Nur Menschen mit Enthusiasmus, Verantwortungsbewusstsein, Loyalität und Bereitschaft zum Engagement stehen in der Gefahr, an einem „Burnout“zu erkranken“, so der Mediziner aus Lünen. „Und es geht nichts von all den guten Eigenschaften und Kompetenzen wirklich verloren. Allerdings ist der Zugang zu diesen Fähigkeiten blockiert.“ Dabei ist die anhaltende Erschöpfung bereits eine unbewusst gesteuerte Kompetenz, die als wichtige Störmeldung des Körpers verstanden werden sollte und die einen ersten Schritt in Richtung Lösung einleitet. „Endlich darf ich meine perfektionistische Leistungserwartung an mich selbst reduzieren. Die folgenden Kernsätze können tatsächlich trainiert werden: Ich bin Ich. Du bist Du. Diese Einsicht hilft, sich immer wieder ausreichend insbesondere gegen zu viel Leid oder Aggression abzugrenzen. So fällt es leichter, seinen Gegenüber in seinem Schicksalsweg zu würdigen und zu begleiten.“

Bildunterschrift: Dr. Reinhard Hunold (li.) und Dr. Jörg Eisentraut (re.) sprachen im Altenhundemer Ratssaal über die palliativmedizinische Versorgung im Kreis Olpe.

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